Über 70 Millionen Nutzer:innen bei OKCupid sind natürlich eine Hausnummer – weltweit gesehen, versteht sich. In Deutschland ist die App noch nicht so weit verbreitet. Leider; denn gerade durch das Frage-Antwort-Prinzip bringt Amor noch einmal einen anderen Dreh in die Dating-Maschinerie.

Die Profile sind oft ausführlicher als bei der Dating-Konkurrenz

Screenshot: trusted.de

Quelle: okcupid.de

OkCupid gibt es schon seit 2004 und zielt auf eine eher akademische und liberale Zielgruppe ab. In meinem Test für trusted.de habe ich die App genauer unter die Lupe genommen und geschaut, ob OkCupid eine lohnenswerte Alternative zu den Konkurrenten am Markt ist:

OkCupid gehört nicht nur zu den ältesten, sondern auch zu den bekanntesten Dating-Plattformen. Weltweit gibt es etwa 70 Millionen registrierte Nutzer:innen und damit nur etwas weniger als beim Marktführer Tinder. Die meisten Nutzer:innen leben in den Vereinigten Staaten, Deutschland liegt etwas hintenan.

Bei OkCupid herrscht ein leichter Männerüberschuss, der aber nicht ganz so stark wie bei anderen Dating-Apps ausfällt. Man geht von etwa 54 % zu 46 % aus – also eigentlich fast ausgeglichen. Dadurch bedingt, dass OkCupid älter als die meisten Konkurrenten ist, findet sich hier auch ein etwas älteres Publikum, wobei das Durchschnittsalter bei etwa 27 Jahren liegt.

Mit 29 Jahren liegt LA schon knapp über dem Altersdurchschnitt von OKCupid

Screenshot: trusted.de

Quelle: okcupid.com

Für queere Singles oder Leute aus dem LGBTQA+-Spektrum ist OkCupid die erste Wahl. An Geschlechtern und Interessen bietet OkCupid die größte Abwechslung. Dennoch kannst du auch hier natürlich klassische Hetero-Beziehungen finden.

OkCupid hat für queere User eine Vielzahl an Auswahlmöglichkeiten

Screenshot: trusted.de

Quelle: okcupid.com

Auch, wenn du neue Freundschaften, etwas Kurzfristiges oder eine Affäre suchst, hast du hier deine Chancen. Generell ist die Nutzerbasis insgesamt eher progressiv und offen als konservativ eingestellt.

Die Profile bei OkCupid scheinen auf den ersten Blick recht einfach gehalten zu sein: Sie bestehen aus deinen Bildern und einem kurzen Text als Biographie. Doch dazu beantwortest du ein paar Fragen zu Interessen und Einstellung. Und gerade diese machen dein Profil einzigartig! Je mehr Fragen du beantwortest – sowohl bei der Erstellung deines Accounts als auch beim Benutzen der App – desto genauer sind die Empfehlungen durch den Algorithmus. Hier hat sich OkCupid wohl bei Parship umgeschaut (oder umgekehrt).

Einander abweichende Antworten werden rot markiert

Screenshot: trusted.de

Quelle: okcupid.com

Diese Fragen sind das Herzstück von OkCupid: Insgesamt gibt es über 500 Stück! Ich fand es cool, beim Stöbern durch die Profile von anderen weitere Fragen zu entdecken und diese ebenfalls zu beantworten.

Die Fragen an sich sind mal mehr und mal weniger intim und mal mehr und mal weniger ernst gemeint. Einige Beispiele gefällig?

• “Könntest du jemanden daten, der nicht wählen geht?”
• “Was würdest du bei einer Zombie-Apokalypse tun?”
• “Eher Ballermann oder lieber nach Sylt?”
• “Klatschst du, wenn das Flugzeug landet?”
• “Hättest du lieber ein sehr hohes Gehalt oder einen Job, der dich glücklich macht?”

Wie viele Fragen du beantworten willst, entscheidest du selbst. Allerdings: Wer mehr Fragen beantwortet, landet im Suchalgorithmus anderer User auch an höherer Stelle. Je mehr Fragen du beantwortest, desto sichtbarer bist du also auf der Plattform.

Beantwortest du eine bestimmte Frage, kannst du auch die Antworten der Anderen sehen

Screenshot: trusted.de

Quelle: okcupid.com

Zudem kannst du festlegen, wie wichtig dir das Anliegen der Frage jeweils ist. Die Antworten werden dann sukzessive aufgedeckt, sobald du die entsprechenden Fragen selbst beantwortet hast. Je nach Antwort wird außerdem der Match-Score angepasst.

Wie bei anderen Dating-Apps gelangst du bei OkCupid durch Swipen an dein Ziel. Per Wischer nach rechts zeigst du gefallen, ein Wischer nach links bedeutet das Gegenteil. Spendiert ihr euch einander ein Like, habt ihr ein Match.

Was OkCupid vom Rest der Dating-Riege unterscheidet, ist die Herangehensweise des Algorithmus. Statt einfach stur Personen in deiner Nähe “zugewiesen” zu bekommen, werden dir in deinem Feed Personen “empfohlen”. Diese Empfehlungen sind standardmäßig nicht regional begrenzt, sondern werden unter anderem anhand deiner Antworten auf die fürs Profil beantworteten Fragen ermittelt (siehe unten).

Der Match-Score berechnet, wie gut ihr zusammenpasst. Mit jeder beantworteten Frage wird der Score genauer.

Screenshot: trusted.de

Quelle: okcupid.com

Um deine Empfehlungen ein bisschen zu präzisieren, kannst du eine Vielzahl an Filtern festlegen. Neben den Basics wie Geschlecht, Alter, Entfernung und Beziehungstyp sind dies unter anderem folgende:

• Sprachen (z. B. Englisch, Deutsch und Französisch, aber auch C++ und Zeichensprache)
• Politische Ansichten (liberal, moderat, konservativ, andere)
• Berufsstatus (Vollzeit, Teilzeit, Freiberuflich, Selbständig, Arbeitslos, im Ruhestand)
• Essgewohnheiten (z. B. Vegetarier, Veganer, Halal oder glutenfrei)
• Marihuana-Konsum (Oft, manchmal, niemals)

Diese Filter lassen sich auch ohne Premium-Abo einstellen. Aber: Dies sind alles nur Präferenzen, d. h. dir werden auch User angezeigt, auf denen diese Einstellungen nicht zutreffen. Es handelt sich also nicht um Filter im herkömmlichen Sinne. Um Angaben als “No-Go” zu kennzeichnen, musst du ein Abo abschließen.

Filter sind in der kostenlosen Variante nur als unverbindliche Präferenzen konzipiert

Screenshot: trusted.de

Quelle: okcupid.com

Achtung, Geschäftemacherei: Schon unmittelbar nach dem Erstellen meines Profils bin ich bei OkCupid mit Likes überhäuft worden (ca. 20 Stück in nur ein paar Minuten). Erfahrungsgemäß stammen solche schnellen Likes entweder von Fakes, oder von der App selbst, die dadurch aggressiv ihr Premium-Abo bewerben will; denn nur als zahlender User kann ich auch sehen, wer mir ein Like gegeben hat. Ein Schelm, wer böses dabei denkt!

OkCupid bietet zwei Möglichkeiten zur Kommunikation: Durch sogenannte “Intros” kannst du vor einem Match einer Person eine Nachricht schicken. Diese Intros sind einmalig kostenlos. Davon abgesehen gibt es die klassische Chatfunktion, über die ihr nach einem Match, wie in einem Messenger üblich, beliebig lange miteinander schreiben könnt.

OkCupid informiert dich darüber, Daten von deinem Gerät für “Marketingzwecke” (=personalisierte Werbung) zu nutzen. Ebenso möchte die App deine Daten mit anderen Unternehmen der Match Group (z. B. Tinder und Hinge) teilen. Mit wenigen Klicks kannst du dieser Nutzung aber direkt bei der Anmeldung widersprechen. Essentielle Daten (z. B., falls du bei einem der Match Group-Dienste gesperrt wirst) sind davon aber ausgeschlossen.

Die norwegische Forschungsbehörde Norges forskningsråd warf OKCupid vor, dass sich genau diese Weitergabe eben nicht nur auf solche unbedingt notwendige Daten beschränkte, sondern auch auf Daten für Marketingzwecke.

Für die Verifizierung musst du ein kurzes Selfie-Video von dir erstellen, das laut Angabe von OKCupid nicht dauerhaft gespeichert wird

Screenshot: trusted.de

Quelle: okcupid.com

Auch ist OkCupid von schweren Sicherheitspannen nicht ausgeschlossen: Im Jahr 2020 entdeckten Sicherheitsforscher von Check Point Software Technologies eine Schwachstelle in der App, die es ermöglichte, alle Daten von Nutzer:innen aus der App abzugreifen. Wäre das im Falle von Standort und Fotos nicht schon schlimm genug, handelte es sich dabei auch um Antworten auf Fragen – bei denen viele Nutzer:innen bereitwillig Auskunft über ihre politische Einstellung oder sexuelle Präferenzen geben.

Doch wie häufig sind Fakes bei OkCupid? Eine Profilverifizierung per kurzem Selfievideo gibt es; diese lief aber in meinem Fall mehrfach schief. Auch sind mir verifizierte Profile nicht aufgefallen. Entweder werden diese also nicht besonders dargestellt, oder das Feature wird kaum genutzt.

Nicht immer erkennst du Fakes auf den ersten Blick

Screenshot: trusted.de

Quelle: okcupid.com

So schleichen sich auch einige Fakes in die Plattform, und auch mir sind einige untergekommen. Eines der dreistesten Fake-Profile hatte zwar “München” als Standort angegeben, behauptete im Chat dann allerdings, in London zu wohnen und wollte bereits nach wenigen Nachrichten meine Handynummer abstauben, um sich auf WhatsApp weiterzuunterhalten. Als ich sie fragte, warum nicht auf OkCupid, wurde das Match aufgelöst.

Machst du solche oder andere negative Erfahrungen in der App, z. B. mit anderen Nutzer:innen, kannst du die entsprechenden Profile direkt in der Profilübersicht melden.

Beim Thema Service & Support verhält sich OKCupid wie andere Dating-Apps auch: Es gibt ein mehr oder weniger (im Falle von OKCupid eher letzteres) umfangreiches Hilfeportal im Internet. Dieses beschränkt sich im Falle von OkCupid aber auf rechtliche Informationen und die Gemeinschaftsrichtlinien, um allen Mitgliedern ein angenehmes Dating-Erlebnis zu bieten. Und das war’s! Einen FAQ-Bereich oder direkten Kontakt zu Mitarbeitern suchst du vergeblich.

Wie viel kostet OkCupid?

OkCupid ist grundsätzlich kostenlos nutzbar. Die kostenpflichtigen Abos “Basic” und “Premium” bieten allerdings einige Zusatzfunktionen, die das Dating stark vereinfachen, wie den Umgebungs-Filter. Das günstigere Basic-Abo gibt es bei einer Laufzeit von 6 Monaten ab 10,85 € pro Monat. Weitere Extras, wie Boosts oder Super-Likes, kosten zusätzlich.

Auch, wenn die Grundfunktionen – wie bei nahezu jeder App – kostenlos sind, haben gerade die Abonnements enorme Vorteile. Ehrlich gesagt besitzt die kostenlose Variante durch die “No-Gos” einen hohen Nervfaktor: Um vernünftig filtern zu können und so z. B. Personen von Hintertupfingen bis Kleinkleckersdorf ausschließen zu können, benötigst du mindestens das Basic-Abo.

Weitere Vorteile im Basic-Abo sind die Möglichkeit, unbegrenzt viele Likes versenden zu können und die Werbefreiheit. Auch kannst du frühere Entscheidungen (Like oder “Weg damit”) noch einmal überdenken.

Um Likes sehen zu können, musst du (wie bei anderen Apps auch) dafür bezahlen

Screenshot: trusted.de

Quelle: okcupid.com

Mit dem Premium-Abo erhältst du zusätzlich 3 kostenlose Super-Likes pro Woche und kannst sehen, wer dir bereits ein Like spendiert hat. Zudem kannst du dir die Antworten der anderen zurückgreifen, ohne dass du die Fragen selbst beantworten musst.

Folgende Kosten fallen für die Abos an:

Im Vergleich mit anderen Apps sind die Monatspreise sehr hoch angesiedelt; zudem gibt es bei der Konkurrenz oft auch Wochen-Angebote zum Testen. Ein Beispiel: Bei Tinder zahlst du pro Woche ab 8,99 €, bei sechsmonatiger Laufzeit dafür nur etwa 7 € im Monat.

Zudem hat OKCupid (wie andere Apps auch) weitere kostenpflichtige Upgrades, wie SuperLikes, Profil-Boots oder Lesebestätigungen für den Chat. Letztere kosten für jedes Match extra und schlagen je nach Anzahl mit 1,07 € bis 3,24 € pro Match zu buche.